Es ist wieder so weit. Wir können den
Winter alle nicht mehr riechen. Die Vanille, den Amber, schwere
Hölzer und den Weihrauch. Zeit wird’s für etwas Neues, für
leichte, frische Düfte. Aber wie sucht man sich jetzt den richtigen
Duft aus? Was passt, was riecht nach MIR? Und wo finde ich MEINEN
Duft?
Ganz klassisch kann man sich selber
einordnen. Bin ich feminin, maskulin, zart, herb, cool, herzlich,
sportlich, gemütlich.... Und dann entscheiden, will ich diese Seite
von mir betonen, verstärken? Oder eher gegensteuern, kontern,
abschwächen? Oder einfach nur nach Lust und Laune ein Parfum, dass
ich gerne rieche, an mir, für mich.
Mir geht es mit Düften ein bisschen
wie mit Wein. Meine Kunden erwarten natürlich, dass ich ihnen zu den
jeweiligen Inhaltsstoffen etwas sagen kann. Manche hätten gern die
komplette Liste, was unmöglich ist, kein Parfümeur gibt ALLES an,
was er in den Duft mischt. Andere sind da schnell überfordert. Und
dann gibt es noch die, denen man am besten gar nichts sagt, den kaum
erwähnt man Bergamotte, winken die schon ab, obwohl die Zitrusnote
nur eine Unterstützung für den Duft an sich wäre, nicht aber etwa
der Duft selbst. Ich würde vor einer Beratung am liebsten einfach nur kurz hören, in
welche Richtung es gehen soll. Kräftig? Leicht? Gut, wenn Blumen auf
keinen Fall gehen, dann auch das. Und wenn jemand bei Weihrauch ein
katholischen Trauma hat, dann mag er das 'L'Eau Froide' von Serge
Lutens mit Sicherheit nicht. Aber im Großen und Ganzen: Lasst euch
doch mal überraschen! Maiglöckchen muss nicht Oma schreien und
Jasmin kann superfrisch riechen, wie bei den neuen Eau de Toilette
von Acqua di Parma.
Zurück zum Wein. Ich durfte schon
richtig gute Weine verkosten. Darunter auch vom selben Weingut einmal
einen jungen und dann den gereiften aus den gleichen Trauben.
Spannend, ohne Frage. Allerdings hat mir Banausin zum einfach Trinken
der junge Wein besser geschmeckt. Der alte war etwas für den Kenner.
Ohne das Wissen dahinter hätte ich den nicht wirklich würdigen
können. Da muss man nachschmecken, auf der Zunge rollen lassen,
bewusst genießen. Auch hier gibt es fruchtige Noten, einen würzigen
Abgang, leichte und schwere Weine. Letzterer ist etwas für besondere
Gelegenheiten. Und so ist es auch mit Düften. Es gibt die für den
schnellen Konsum zwischendurch. Einfache Düfte, die geradeheraus
eine leichte Duftspur über unseren Alltag legen, Begleiter und immer
da, wenn man sich nicht so wirklich entscheiden kann. Unkompliziert,
locker, lässig. Auch das kann jetzt für jeden etwas anders
bedeuten. Fruchtig bitte für mich, für andere ist ein warm-holziges
Parfum die passende Begleitung. Hier kann man sich gut einmal Zeit
nehmen, um die Grundrichtung zu finden. Danach ist es meist einfach
zu riechen, ob sich ein neuer Duft in mein Universum einfügen wird.
Dabei ist es mir dann aber relativ
egal, was genau in meinem Duft enthalten ist. Schwer ist leicht was,
wie man in Bayern sagt. Der einzelne Inhaltsstoff ist nicht so
wichtig, wie der Gesamteindruck. Wie beim Wein muss es mir einfach
schmecken. Im Wortsinn, für die Schweizer unter euch! Lasst euch
einfach überraschen, nehmt neue Eindrücke mit und löst euch von
Reflexen wie 'Das riecht ja wie Kölnisch Wasser! Das hat immer meine
Oma!!!! Nee, das will ich nicht!'. Ein gutes Kölnisch, Cologne oder
Colonia ist im Sommer einfach toll, um Körper und Nase zu
erfrischen! Pure Aromatherapie mit Bergamotte, Zitrone, Neroli... Ob
'Oranges and Lemons Say The Bells Of St:Clement's von Heeley oder
'Colonia' von Acqua di Parma, wenn es richtig heiß ist,
funktionieren diese Düfte. Oma hin oder her.
Also auf in eine neue Parfumsaison, in
der wir munter alles über den Haufen werfen und einfach mal tragen,
was uns gefällt!
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